
Hochsensibilität und Neurodivergenz
Was bedeutet Hochsensibilität?
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Hochsensibilität ist keine Diagnose sondern ein Persönlichkeitsmerkmal.
Dieser Mensch nimmt allerlei Reize sofort auf und kann sie so gut wie nicht filtern. Dies führt verständlicherweise zu Überforderung, innerlich ist alles zuviel und sie halten sich nicht selten die Ohren zu. Damit sie diese Masse an Reizen verarbeiten können, ist die Selbstregulation am eigenen Nervensystem essentiell. über den Körper können wir Anspannungen nicht nur muskuläre sondern auch emotional sehr gut ablassen. Wir müssen aber wissen wie und es auch ausführen. Hochsensible nehmen Gefühle anderer nicht nur wahr sondern spiegeln es. Das heisst, sie können von sehr ruhig und ausgeglichen plötzlich unheimlich traurig, wütend oder am Boden zerstört sein, wenn z.B. ein Gspänli eine schlechte Note bekommen hat, sich die Eltern streiten oder es sonstwo eine Emotion aufgesaugt hat. Sie können auch dies nur schwer filtern und brauchten Selbst- resp. Co-Regulation, um wieder bei sich anzukommen.
Das Gehirn eines hochsensiblen Menschen tickt quasi anders als andere Gehirne, es ist nichts kaputt. Die Reizverarbeitung geht aber direkt ins Zentrum der Wahrnehmung sowie der emotionalen Verarbeitung. Die Stelle, an der Reize gefiltert werden, ist fast inaktiv. Dies führt folglich dazu, dass der Mensch eben total reizüberflutet ist. Ergebnis davon ist, dass man kaum mehr was hören, wahrnehmen kann. Deshalb kann dein Kind dich wirklich nicht mehr hören, wenn das Fass sonst schon zu voll ist. Es kann auch ausbrechen in lautem Gebrüll, Wutausbrüchen, hat eine sehr tiefe Frusttoleranz generell und verletzt sich teilweise sogar selbst (um sich wieder zu spüren) oder auch andere.
Erwachsene Hochsensible haben meist in der Kindheit einen "Deckel" bekommen, dass sie unterdrückt werden im Sein. Mit der Zeit lernt man, dass Anpassung in der Gesellschaft von einem verlangt wird. Mit den Jahren hat man dann das innere völligste unterdrückt und sich angepasst.
Kinder können dies noch nicht. Und wir leben zum Glück auch in einer anderen Generation, wo sehr viele sich bewusst sind über die "Generationenrucksäcke", die wir alle weitertragen. Wenn wir jetzt aber unsere Kinder anders begleiten, sie annehmen, wie sie sind, dass sie Gefühle und deren Stürme zulassen dürfen und sie darin bestärken, werden sie massiv weniger vom Rucksack weitertragen müssen und gehen selbstbewusster ins Erwachsenenalter.
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Was bedeutet Neurodivergenz?
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Neurodivergenz meint offizielle Diagnosen wie AD(H)S, Autismusspektrum (ASS), Hochbegabung. Diese Kinder sind "anders". Manche Eltern stellen dies schon im Säuglings- oder Kleinkindalter fest. Das bedrückende Gefühl im Bauch, dass einfach was wirklich anders ist. Manche sprechen auch von "Volkskrankheit", dass jetzt fast jeder eine Art von ADHS haben soll. Aber diejenigen, die es wirklich haben, die sind starken Konsequenzen ausgesetzt: Mobbing, haben es sehr schwer im Schulalltag, sofern keine Unterstützungsmöglichkeiten bestehen (Kopfhörer, Rückzug, zwischendurch Einzelunterricht oder Lehrperson, die Auftrag nochmal erklären kann, Möglichkeiten für körperliche Regulation, bewegtes Lernen, Pausen, allenfalls Nachhilfe, da zuviel Reize in der Schule, zusätzliche Therapien).
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Der Alltag mit einem hochsensiblen oder neurodivergenten Kind ist sehr herausfordernd. Es geht nicht um Vergleiche, wessen Familie es strenger hat. Aber die heftigen, mehrmaligen und lang andauernden Wutausbrüche (oder Meltowns), die 1000 unvorhergesehenen Kleinigkeiten, die das Kind ständig sich selbst blockieren lassen, das nicht wirklich planen können für Ausflüge, das erschwerte Abmachen, weil dein Kind auf dem Spielplatz umherbrüllt, vielleicht andere Kinder verletzt und du dein Kind dann ständig auffangen und co-regulieren musst, das hohe Mass an Emotionen, die du tagtäglich, teilweise stundenlang aushalten und begleiten darfst, das ist nicht einfach nur streng. Das ist eine enorme Herausforderung für die ganze Familie. Nicht selten leiden Geschwister darunter, die "funktionieren", das sie immer an 2.Stelle sind und auch die Paarbeziehung ist in Alarmzustand.
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Ich befasse mich aktuell stark mit der Hochsensibilität und zukünftig auch mit Neurodivergenz. Deshalb sind gewisse meiner Angebote auch explizit auch Kinder mit dessen Benennung ausgerichtet.